Freitag, 31. Oktober 2008

Mariah Carey feiert Halloween

Gestern war B, unser Spanier, im Marquee auf einer Halloween-Juristenparty der Cardozo Law School, der Columbia und der NYU. Eigentlich kamen da nur Studenten mit entsprechender Law School ID hinein. Als er ging, gab es draußen ein Spektakel mit einem riesigen Feuerwehrwagen, der mit Sirene quer stand und den ganzen Verkehr aufhielt, anstatt zum Brand zu fahren. Als er schließlich vor dem Marquee anhielt, waren die Imstausteher wenig amüsiert. Dann aber wiederum doch. Mariah Carey stieg direkt vor den Füßen bzw. Augen von B. aus, nur mit einem Bikini und Feuerwehranzug bekleidet. Dahinter parkte eine Riesenlimousine, aus der noch ein Haufen Models herauskam. Der Feuerwehrwagen stand also doch richtig, die Hütte brannte und B. musste sich vor den Paparazzis in Sicherheit bringen. Mariah Carey auf einer Juristenparty, das ist wie Sarah Palin im Weißen Haus. Fotos von B. werden wohl nicht nachgereicht, ansonsten rutsche ich wohl vom schmalen Grad zwischen seriösem, juristischen Nischen-Blog zum Republikaner-Wahlkampf-Niveau-Blog ab.

Update: Als besseres Medium für die Bilder eignet sich die BILD.

Barock the Vote

MoveOn, das mich schon seit meiner Ankunft mit Emails bombardiert, seit einer Woche etwa kann man auf neuen Wegen die schlechtere Hälfte der Amis zum Wählen bewegen (Danke, Jens):


Außerdem möchte ich Euch nicht den Blick auf ein Brooklyner Gebäude vorenthalten. Ganz New York hängt voller Obama-Schilder-Masken-Plaketten-Poster-Fahnen-Lichter-Graffiti-Zettel-Zeitungen-Kürbisse-T-Shirts-Sticker-Aufnäher-Unterhosen-Caps-Schürzen-Tattoos-BHs-PostIts. Dafür gibt es bei Ricky's, dem größten Halloween-Geschäft, auch Sarah Palin Kleidung (billiger als $ 125.000). Dazu gibt es natürlich als Klassiker Lipstick on a Bill. Trotz einiger Vorteile in der B-Note für Sarah Palin sowie einer nicht zu leugnenden Ähnlichkeit des lächelnden McCain mit einem Kürbis trägt Obama aber doch deutlich mehr zur bunten Halloween-Stimmung bei. Daher spreche nun auch ich - nach der New York Times (seit Eisenhower 1956 nur noch Demokraten) - meine offizielle Wahlempfehlung für Obama aus.


Donnerstag, 30. Oktober 2008

My Home is my Castle a Jagdrevier

Puenktlich vor Halloween wurde am Montag jemand durch meine Nachbarstrasse gejagt und erschossen. Ich hatte von meinem Friseur berichtet. Der sitzt direkt neben diesem Friseur (man beachte auch die Obama-Schilder) und ich hatte mir damals noch ueberlegt, fuer welchen ich mich entscheiden soll. Der Rastaman hat dann den Ausschlag gegeben, dass ich in den ohne herumrennende Killer gegangen bin. Vier weitere wurden verletzt, werden aber ueberleben. Ich kam gerade ueber diese Strasse nach Hause und habe zwar mehr als ein Dutzend Schuesse gehoert (jedoch keine 30 wie im Artikel), sie aber nicht als "Schuesse" wahrgenommen. Bis zu folgendem Artikel der New York Times (aus dem auch die Fotos sind, die aber nicht urheberrechtlich geschuetzt sind - ich wohne rechts von der Szene).

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Uni zum 1., 2. und 3. oder: Cardozo gegen das FBI

1. Cardozo gegen das FBI
Ich weiß ja nicht, ob meine Einträge bis zum Ende gelesen werden, deshalb ausnahmsweise das Spannendste zuerst. Den Rest kann ich nicht empfehlen, es geht um noch mehr Jura. Wir hatten gestern eine LL.M.-Lunch-and-Learn-Veranstaltung mit einem unserer Profs. Er darf im Dezember vor dem Supreme Court der USA, also einer Art Bundesverfassungsgericht, zu einem Fall mit Bezug zu Guantanamo und 9/11 argumentieren. Das ist eine sehr seltene Ehre. Die großen Kanzleien jedoch würden einen solchen Fall wegen der Brisanz nicht annehmen. Für kleinere Kanzleien ist ein solcher Prozess wiederum schwierig zu finanzieren, aber wie immer gibt es im Hintergrund der früheren Kanzlei bzw. von meiner Uni Cardozo finanzielle Unterstützung. Er hat am Freitag seine Argumentationsschrift abgegeben und wird nun trainieren, d.h. er wird an meiner Uni sowie Yale und Harvard eingeschossen auf mögliche Fragen. Die Richter sind berühmt-berüchtigt, vielleicht sagt der einen oder dem anderen z.B. Justice Scalia etwas.
Interessant ist auch der Fall Ashcroft v. Iqbal selbst. Der von unserem Prof vertretene Kläger ist ein Moslem, der während der 9/11-Attacke in Manhattan arbeitet. Sein einziges Vergehen ist, dass er für seine Arbeit die Social Security Number eines anderen angibt. Dies ist eine übliche, wenn auch illegale Praxis illegaler Einwanderer. Die SSN ist eine Identifikationsnummer, die man hier eigentlich für alles braucht - von der Kreditkarte und dem Handy-Vertrag bis zum Hauskauf. Vor der Finanzkrise reichte für den Hauskauf sogar die SSN alleine. Einen Monat nach 9/11 verhaftet ihn ein Sonderkommando und bringt ihn in eine spezielle Gefängniseinheit in Brooklyn, nicht weit von mir entfernt. Einzelhaft, Schläge, Wegnahme des Koran, tägliche "Körperdurchsuchungen", außerhalb der Zelle Bewegen nur mit schweren Ketten. Obwohl nie eine Anklage erhoben wird und sogar das FBI ihn von allen Vorwürfen freispricht, wird er mehr als ein halbes Jahr (nicht wie auf Wikipedia angegeben ein Jahr) eingesperrt und ihm das Recht zur Anhörung verweigert. Iqbahl darf nicht mehr in die USA einreisen, lebt in Pakistan, beim einzigen Besuch in den USA darf er sein Zimmer nur für das Badezimmer oder einen zweiten Raum mit 40 Anwälten verlassen. Der Prozess ist einer der Wichtigsten in den USA, weil er auch weitreichende Auswirkungen auf Guantanamo und andere Praktiken hat. Verklagt wurde sowohl John Ashcroft, der Chefankläger der USA, und der Direktor des FBI, Robert Mueller. Es geht um die Frage, ob solche hohen Offiziellen persönlich haftbar gemacht werden können. Ich darf weder zu sehr in die Details gehen noch würde Euch das interessieren. Die Regierung jedenfalls vertritt die lustige Ansicht, dass sich die Verfassung durch die Attacken an 9/11 verändert habe. Die ersten zwei Instanzen wurden gewonnen, im Dezember kommt es nun zum Showdown.

2. McCain gegen Google oder: alle gegen das Urheberrecht
Vielleicht habt ihr ihn Deutschland auch gehört, dass sich ausgerechnet McCain bei Google für ein liberaleres Urheberrecht eingesetzt hat? Dessen Tochterunternehmen YouTube hat nämlich recht viele Ausschnitte von Reden beider Kandidaten gelöscht. Im Digital Millennium Copyright Act (DMCA) ist ein sogenanntes Notice-and-Take-Down-Verfahren geregelt, viel ausführlicher als in Deutschland. Während in Deutschland kritisiert wird, dass durch die Regelung hier - Service Provider entgehen einer Haftung für Inhalte, wenn sie keine Kenntnis davon hatten - die Service Provider gerade kein Interesse an Kontrolle ihrer Nutzerinhalte haben, wurde in den USA die Regelung gerade angestrebt, damit die Provider nicht zum Richter über Recht oder Unrecht werden. Das ist vernünftig (wenn auch vereinfacht dargestellt). Stattdessen werden die Inhalte auf ein entsprechendes Schreiben der Rechteinhaber vorerst gelöscht, der Nutzer kann dem jedoch wiedersprechen, um die hier sehr hoch gehaltene Meinungsfreiheit zu schützen. In Deutschland jedoch gibt es diesen Schutzmechanismus nicht.
Mc Cain hat sich nun beschwert, dass Youtube übereilt und unberechtigt Reden von sich gelöscht hat, die aus TV-Aufzeichnungen der Sender stammen.
Das Interessante daran ist, dass sich die Republikaner bisher immer für eine Verschärfung des Urheberrechts stark gemacht haben, die fast schon lächerliche Züge annimmt. Inzwischen wurde eine sogar eine eigene Strafverfolgungsbehörde eingerichtet.
Das Richtige daran ist, dass Ausschnitte von Reden unter Fair Use fallen würden, also eine Löschung nicht berechtigt wäre. Fair Use entspricht unseren Schranken des Urheberrechts, also einer Ausnahme wie der Privatkopie. In Zeiten des Wahlkampfes überwiegt aber das Interesse der Allgemeinheit das Urheberrecht an den Ausschnitten. So wurde beispielsweise auch schon geurteilt, als der Hersteller der Wahlmaschinen in Florida die Veröffentlichung von internen, die Unsicherheit entlarvenden Emails mit Hinweis auf das Urheberrecht verhindern wollte. Nur ist eine Löschung hier nicht übereilt, sondern entspricht dem gesetzlich geregelten Verfahren.
Das Lustige daran ist, dass keiner der Beteiligten eine Ahnung hat von dem, was er tut. Über 90 % der Ausschnitte sind nämlich gar nicht vom Urheberrecht erfasst. Zumeist sieht man nur McCain sprechen, ohne dass die Sender eine originelle Kameraführung oder sonstige "Schöpfung" geltend machen könnten. Vielleicht sollte man einfach für das Team stimmen, dass zwei Anwälte im Angebot hat... Go Obama/Biden!

3. IP Externship
Inzwischen war ich auch bei der Infoveranstaltung zur Anrechnung von Praktika. Wenn es mein Stundenplan für nächstes Semester zulässt, werde ich mich für das Intellectual Property Externship bewerben. Das gibt zwar kein Geld - das lässt weder die Uni noch mein Visum zu - aber sollte erstens spannend sein und zweitens Credits geben, also auf das Studium anrechenbar sein. Allerdings müsste ich dafür mindestens zwei Tage die Woche arbeiten und meine Vorlesungen entsprechend arrangieren. Deswegen machen das nur selten LL.M.s. Klingt eigentlich trotzdem gut. Allerdings war die Veranstaltung insgesamt enttäuschend. Statt Lunch gab es nur Popcorn, Bretzeln und Chips mit Softdrinks...

Aller guten Uni-Dinge sind drei. Immerhin kam ich auf dem Rückweg am Union Square vorbei, der in ein großes Baskettball-Feld verwandelt wurde. Die Knicks (der Basketball-Verein New York Knickerbockers) haben den Saisonbeginn gefeiert, mit Spike Lee (wie überall in meiner Straße hängt Obama-Werbung an seinem Haus rechts), Kareem Abdul Jabaar and Scottie Pippen. Die beiden letzteren sind die Basketballer mit den 2.- und 3.-meisten Spielen in der NBA. Dank Spike Lee war ich nicht der Kleinste.

My Home is my Castle

Da ich momentan nicht zu einem längeren Eintrag komme, zeige ich Euch zur Abwechslung mal eine Karte aus dem 2. Unabhängigkeitskrieg der USA gegen Großbritannien aus dem Jahre 1814. Die lange Straße links in Manhattan ist der Broadway, der auf alte Indianerpfade zurückgeht. Er blieb als einzige geschlängelte Straße erhalten, weshalb auch nur der Times Square existiert. Ich wohne direkt dort, wo Fort Greene eingezeichnet ist. Inzwischen werden hier jedoch nur noch Schlachten mit der Haustür, der Heizung, DSL und dem Kabelfernsehen geschlagen. Ist also auf einem ganz anderen technischen Niveau als damals. Ich muss jetzt zurück in den Kampf ins Bett.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Dizzy's Club Coca-Cola - Jazz at Lincoln Center

Fantastisch! Und das bezieht sich nur auf die Musik und Dizzy's. Meine Digi Cam wollte heute nämlich nicht arbeiten, ich hoffe, es ist nur der Akku (deswegen nur ein schlechtes Handy-Bild). Der Akku des Jazz-Quartetts im Dizzy's war hingegen voll aufgeladen. Deshalb hat es beim Schlagzeuger auch für ein 2. Instrument gereicht: Blöckflöte! Jazz auf Blöckflöte, das klingt wie Fußball in Gummistiefeln. Aber irgendwie klang es dann auch nach Jazz.
Über ein spezielles Studentenangebot bin ich für 5 (fünf) $ hineingekommen und dachte, auf meinem Ticket steht, ich müsste zumindest 2 Getränke und 1 Essen konsumieren. Habe ich pflichtbewusst gemacht. Man will sich ja in die Kultur eingliedern. Und schließlich gibt es direkt ein Stockwerk darunter ein Restaurant, in dem ein Essen 500 (fünfhundert) $ kostet (plus Tax, Trinkgeld, Vorspeise, Nachspeise, Getränke). Dann stellte sich aber heraus, dass das im Preis inbegriffen ist. Allein für den Blick sollte man das 10fache verlangen. Central Park und die Skyline auf einem Bild. Und die Musiker sind so gut, dass sie nicht mal stören. Das war nicht das letzte Mal, vielleicht gibt es auch Silvester ein Wiedersehen für mich und ein großes Hallo für Mascha!

Das macht Lust auf Unterhaltung? Dann schaut Euch doch mal Sarah Silverman an, die ich diesen Monat noch live erleben darf: Eine Werbekampagne, in der junge Juden überredet werden, doch endlich mal wieder zu ihren schwerreichen Großeltern nach Florida zu fahren und sie von Obama zu überzeugen. Dann würde man auch vor nächstem Jahr wiederkommen. Florida, Ihr wisst schon. Das Land, das eine Menge Spaß mit Wahlautomaten und Gerichtsurteilen hat. Und in dem 500 Leute 2004 den Spaß verdorben haben.

Heute gab es allein 2 Veranstaltungen dazu an unserer Uni. Außerdem überlege ich, Wahlbeobachter zu spielen. Leider wird wohl die Zeit fehlen. Als Student von Cardozo hat man jedenfalls die Möglichkeit, als offizieller Wahlbeobachter darauf zu achten, dass alles seinen ordnungsgemäßen Lauf nimmt. Nicht nur in New York. Es werden auch Trips zu problematischen Staaten wie Ohio gesponsort, bei denen man zunächst geschult wird. Das Monitoring wird bezahlt von der Uni und dem New York Democratic Lawyers Council (NYDLC). In Ohio ist die Botschaft noch nciht angekommen, dass jeder Mensch wählen darf. Oder in Ohio weicht die Definition eines Menschen von der inzwischen gebräuchlichen ab. Das überlasse ich Euch, ich habe noch zu tun.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Carnegie Hall #3 - Maurizio Pollini

Als Teil meines Studentenabos habe ich mir heute Maurizio Pollini angehört, den wohl technisch besten Klavierspieler. Er hatte schon vor 40 Jahren seinen ersten Auftritt auf den Brettern, die die Konzertwelt bedeuten. Da ich mir währenddessen Gedanken gemacht habe, wer wohl die arme Sau ist, die die vielen Glühbirnen an der Decke der Carnegie Hall im Falle eines Defekts austauschen muss, war Pollini (für mich) aber wohl nicht so die Leuchte. Als Hintergrundmusik perfekt, aber kein Vergleich zu Keith Jarrett. Auf dem Straßenfest vor der Carnegie Hall habe ich danach den Clown wiedergetroffen, der vor kurzem noch vor dem Diesel-Shop posiert hatte. Ganz possierlich.

Weniger erhellend war dann nach meinem Spaziergang durch den Central Park, dass ich zu Hause nicht durch die Eingangstür hinein kam. Meine Nachbarin kam der Gerechtigkeit halber dafür nicht hinaus. Durch die Tür hat sie mir zu verstehen gegeben, dass der Schlüsseldienst bereits gerufen wurde. Es hätte mich auch gewundert, wenn nach Internet, Kabelfernsehen und Heizung plötzlich alles in Ordnung gewesen wäre. Wie Y. (die mit dem schrägen Boden und dem Leck im Dach) schon sagte - alles Teil der "Authentic New York Experience".

Samstag, 25. Oktober 2008

BAM #2 - Bangarra Dance Theater - Awakenings

Nachdem ich gerade Timeline von Michael Crichton als Hörbuch beendet habe, ging es nun auf eine neue "Zeitreise" zu Stammesritualien der Aborigines. Spontan wollte ich wegen des schlechten Wetters nicht nach Manhattan rein und bei mir ums Eck ins BAM Harvey Theater - nur 30 Sekunden entfernt (normalerweise 5 Min, aber wie gesagt eimerweise Regen). Leider war die Vorstellung ausverkauft, ich bin aber mit einem Ami ins Gespräch gekommen, der mir dann noch ein Ticket der besten Kategorie für nur 10 $ abgegeben hat. Allein das Theater selbst ist schon ein Erlebnis. Alte Strukturen wurden bewahrt, renovierungsbedürftige Elemente einfach entfernt, dem Rest wurde ein herrlich morbider Charakter gegeben. Der perfekte Kontrast zu dem Initiationsritus im 2. Teil. Awakenings (Link mit Video) als Titel bezieht sich also nicht auf evtl. einschlafende Zuschauer. Die Choreographie im Stile balzender Sepien war von Stephen Page, die Musik eine Mischung aus Didgeridoo und Electronic, falls das was hilft...

P.S.: Sogar die World Series der Major League Baseball musste verschoben werden vor lauter Unwetter. Dafür hatte ich heute zwei Installateure hier, die meinten, dass meine Heizung nicht angestellt werden könne. Haben mich fast eine Stunde aufgehalten und meinten dann, es sei unmöglich. Und überhaupt. Inzwischen funktioniert sie trotzdem. Take that! Yes, I AM looking at YOU, Installateure.

Song of the Day - Tatütata? Von wegen!

Für alle, die sich nicht am Post Office sattsehen konnten, habe ich zur Unterstützung meiner Thesen zur Lautstärke noch ein kleines Video im Angebot. Kurz im Bild links ist übrigens der Madison Square Garden zu sehen, mit dem ich mich im November näher anfreunden werde- Ein Teil ist das WaMu Theater, darin gastiert über Weihnachten der Cirque du Soleil. Normalerweise sieht - bzw. hört man - immer gleich eine ganze Flotte von Feuerwägen, untermalt von Polizeisirenen. Das mag daran liegen, dass es seltenst Einfamilienhäuser sind, die in New York brennen. Das Erfreuliche an der Melodie und Lautstärke ist, dass man schon in Brooklyn gewarnt ist, wenn es in der Bronx brennt.



Ansonsten gab es wenig zu berichten, ich war hauptsächlich in der Uni. Über die Forbes Gallerie berichte ich das nächste Mal, wenn sie mir nicht die Digicam wegnehmen - sie liegt direkt gegenüber meiner Uni und musste deswegen am Donnerstag für die Mittagspause herhalten.
Bereits am Morgen durfte ich einen Clown mit gelbem Bart, Kinderwagen und Hund beobachten, der für Werbeaufnahmen vor dem neuen Diesel Flagship Store herhalten musste. Ich werde mir den Laden mal anschauen, da gehen seltsame Dinge vor. Am Tag der Eröffnung musst ich dringend zur Uni und habe mich deswegen geärgert, weil mir einer in der Warteschlange mitteilte, dass es kostenlos Jeans gäbe. Mir ging es nach der Uni dann etwas besser, als ich die Schlange wiedergetroffen habe. Sie stand immer noch einmal um den Block.
Am gleichen Abend hatten wie noch eine Podiumsdiskussion zum Bar Exam, also der Zulassungsprüfung zur Anwaltschaft. Da es neben Sushi bis zum hervormidablen Dessert auch sehr guten Wein zum Hinunterspülen gab, haben wir es nicht mehr zur eigentlichen Bar Night geschafft. Das Angebot war dann doch zu verlockend.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Moore & More im Botanischen Garten

Leider war auch heute nicht das beste Wetter. Ich musste heute zunächst etwas zur Post bringen, da habe ich das Notwendige mit dem Angenehmen verbunden und bin zum General Post Office neben dem Madison Square Garden gegangen, bzw. gefahren. Auf dem Bild rechts sieht man dessen korinthische Säulen. Dieses Gebäude wurde wie das Brooklyn Museum, die Columbia University, das Hotel Pennsylvania, der Madison Square Garden II, das Savoy-Plaza Hotel und der Washington Arch bei meiner Universität ebenso wie der Westfügel des Weißen Hauses von McKim, White & Mead - einem der berühmtesten Architektenbüros überhaupt - im Beaux Arts-Stil entworfen.

In die Post bin ich aber nicht, weil sie so schön ist und auf dem Weg lag. Vielmehr ist die 85 m lange Inschrift über den Säulen so verheißungsvoll, frei nach Herodot über den persischen Postdienst 520 v. Chr.:
"Weder Schnee noch Regen noch Hitze noch die Düsternis der Nacht hindern diese Kuriere an der Durchführung ihres Auftrags."

Gehindert wurde ich auch vom schlechten Wetter nicht an einem Besuch des New York Botanical Gardens. Schließlich gibt es die Ausstellung under Henry Moore Skulpturen (rechts) nur noch bis 2. November. Der botanische Garten an sich ist einer der ältesten und größten der Welt, hat noch ein ursprüngliches Waldgebiet (rechts) aus dem alten Mannahatta und ist im goldenen Herbst immer einen Besuch wert. Passte auch gut zum Postgebäude, links eine Kuppel in der Post, rechts im Botanischen Garten:













Genauso gut passt Moore in einen botanischen Garten, verwendet er doch vorwiegend organische Formen. Finde ihn mit Rodin und Arp am interessantesten, was Skulpturen angeht. Die Large Reclining Figure aus Fiberglas erinnert besonders an Arp.





Und für meine Zielgruppe aus Goslar ist natürlich der Goslar Warrior interessant. In weiten Kreisen ist unbekannt, dass das Ohr des Kriegers der erste dokumentierte Smiley ist. Und das schon 1973-74!







Generell gewinnt man ganz neue Einblicke:








Es gab auch eine temporäre japanische Ausstellung mit (natürlich) Bambusgarten, der an den Film Hero erinnerte:








Sonst ging es eher um KIKU, die Kunst der japanischen Chrysanthemen, und Bonsaibäume, beides nicht gerade mein Spezialgebiet. Ich bleibe auch oder gerade wegen der japanischen Erklärungen skeptisch, ob es sich lohnt, mehr als 20 Jahre einen Baum zu pflegen, der nicht einmal die Größe eines handelsüblichen Weihnachtsbaumes erreicht (von dem im Rockefeller mal ganz zu schweigen, dazu mehr ab November).








Sie hatten aber auch größere Bäume und inmitten all der farbenfrohen Pflanzen auch noch (belesene) Tiere.










Ein paar Gebäude zum Abschluss:

Dienstag, 21. Oktober 2008

Gute Aussichten trotz Regen - Central Park Tennis

Mein erstes Mal Tennis im Central Park liegt hinter mir. Das Wetter hat zwar nicht gehalten, aber dafür hat alles geklappt beim kanadischen Doppel mit Benedikt und einem Freund von ihm aus Groningen. Die Lage liegt wunderschön in einer Hügellandschaft, nebenan ist schon der Great Lake,von dem aus man eine herrliche Aussicht auf die Hochhäuser hat. Das zweite Foto zeigt den Blick nach Süden auf Midtown, leider hat es in dem Moment schon geregnet. Das dritte Foto zeigt die Upper West Side, inklusive des Dakota am rechten Rand. Es ist wohl das berühmteste und jedenfalls erste Luxus-Apartmenthaus von New York, gebaut ab 1880 inmitten von weidenden Herden. Deswegen der Name Dakota - für weit im Westen... Der Film Rosemary's Baby spielte dort, Bewohner waren/sind Judy Garland, Lauren Bacall, Leonard Bernstein. Zwei andere Ex-Bewohner haben weniger gute Erinngerungen daran: Boris Karloff spukt hier noch als Gespenst, John Lennon wurde direkt davor erschossen. Yoko Ono ließ sich davon nicht abschrecken und wohnt immer noch dort.

Montag, 20. Oktober 2008

Perfect Crime und Perfect Crust

Gestern gab es erst mal ein perfektes Verbrechen. Perfect Crime ist das am längsten laufende Broadway-Stück. Eine kleine Berühmtheit ist die an der NYU unterrichtende Hauptdarstellerin, die das Stück seit 1987 nur 4 Mal verpasst hat. Die meisten Darsteller sind auch Schauspieler, v.a. von CSI und Law and Order. Das Stück hat sich am Ende in der Tradition von Agatha Christie schön aufgelöst. Nur nicht ganz für mich...

Manchmal bekommt man ja in Kirchen Eingebungen (gilt auch nicht für mich). Deswegen bin ich aber dann noch Pizza Essen gegangen. In der größten Pizzeria Amerikas. Über 500 Plätze. In 1 umgebauten Kirche (s. Foto des Restaurants von der Kuppel). Endlich einmal richtig gute Holzofenpizza mit perfekter Kruste. Yummy!

Heute gab es auch Pizza, als Begleitung zu einem Vortrag zur Urheberrechtsreform in Hongkong. Wer downloaden will, bucht ein Ticket. Strafrechtlich droht nach der Reform nichts.*

* Dieser Post dient lediglich der Information und spiegelt den derzeitigen Stand der Hongkongerischen Rechtsprechung wider. Aufgrund standesrechtlicher, für mich noch nicht geltender Bestimmungen darf man keine beratenden Auskünfte geben. Für juristische Fragen im Einzelfall kontaktieren Sie bitte einen zugelassenen Rechtsanwalt Ihrer Wahl.**

** Ich wüsste da passende.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Saturday Night ganz, Sarah Palin ein bisschen Live

Der Post wird nun ein bisschen länger, aber mein Abend wurde es auch und es hat sich gelohnt. Nach der Carnegie Hall bin ich zunächst ins Brooklyn Diner. Diners in zumeist alten Waggons sind typisch für Amerika und bieten meist gute, amerikanische Hausmannkost statt Organic Cooking o.ä. Das Essen war auch genauso gut wie beschrieben, was ja auch kein Wunder ist. Die Rezepte stammen aus Brooklyn, weil es nirgendwo einen besseren Mix der Einwanderer gibt, die Amerika ausmachen. Dabei habe ich mir Saturday Night Live angeschaut, gerade liefen Tina Fey und Sarah Palin auf, also die falsche und richtige Sarah.

Da dachte ich mir, schaust Du doch mal vorbei, ist ganz in der Nähe. Ich gehe also zum Nebeneingang, an dem normalerweise die Gäste hinauskommen. Tatsächlich auch ein großes Polizeiaufgebot, Emergency Squads, ständiges Kontrollieren der Dächer auf Scharfschützen, etc. Wobei ich mich frage, wer außer ein paar von ihr erschossenen Tieren und enttäuschten Republikanerin ein Interesse an ihrem Verschwinden haben könnte. Ich stehe also da und warte neben einem Pärchen. Ein Mann in Anzug und mit Knopf im Ohr kommt vorbei, der männliche Part des Pärchens spricht ihn überrascht mit Namen an. Mann in Anzug muss lachen, das sei sein Zwillingsbruder. Er sei hingegen bei der Polizei. Es stellt sich heraus, er ist der Einsatzleiter. Pärchen-Mann fragt Mann in Anzug, ob Sarah Palin schon draußen sei. Mann in Anzug sagt Pärchen-Mann, das dürfe er natürlich nicht sagen, aber in so einer schönen Nacht würde er seine Zeit nicht hier vergeuden, sondern sich den Truck-Ausgang aus der Tiefgarage im gegenüberliegenden Gebäude anschauen...

Mit dem Pärchen bin ich also zu der Stelle, an der sie herauskommen sollte. Anfangs zu dritt, kommen mit der Zeit auch Paparazzi, die einen Tipp bekommen haben. Schließlich kommen immer mehr Schaulustige. Als erstes fährt Mark Wahlberg heraus (gut im Bild zu sehen, winkend) und lässt den Wagen kurz anhalten. Er war auch bei SNL:


Zwei halbe Ewigkeiten später wird das Polizeiaufgebot, das vor dem anderen Ausgang ablenken sollte, zu uns beordert, alles abgesperrt und kurz darauf rasen 10 Wagen aus der Tiefgarage (1.). Ich konnte sie kurz erkennen, aber vor allem: Ich habe festgehalten, wie sie über eine rote Ampel gefahren ist (2.). Sowas...
Mit den (maskierten) Paparazzi bin ich zu dem Nebeneingang zurück, die SNL-Mitarbeiter kamen zuerst, dann schließlich auch Tina Fey zum Plaudern (3.). Hintergrund: Für alle, die des amerikanischen nicht mächtig sind oder alles amerikanische boykottieren, solang Bush noch Präsident ist, der Spiegel-Artikel dazu.

Für alle anderen der Opener mit Tina Fey und Sarah Palin:


Auch sehr zu empfehlen für alle Mavericks, der Palin-Rap:


Versteht man besser, wenn man ein paar Sarah Palin Videos kennt. Wer in einer anderen Welt lebt, kann vielleicht auch die Welt verändern. Sie würde gerne unliebsame Bücher verbieten, ihrer Meinung nach lebten vor 4000 Jahren noch Dinosaurier und ihren Pass hat sie noch keine 2 Monate.
Palin begründet ihre außenpolitische Kompetenz damit, dass man von Aaska aus Russland sehen könne, die Bush Doktrin ist ihr völlig unbekannt, liest keine/alle Zeitungen ohne sie nennen zu können, und mehr in diesem Best Of Palin:


Für Juristen: Sie kennt kein Urteil des Supreme Court:


Tina Fey als Sarah Palin und eine verbitterte Hillary Clinton:


Letterman-Late-Show-Review der Debate mit Sarah Palin:


CNN sagt, Sarah Palin lügt:


Matt Damon sieht das ganze als schlechten Disney-Film, "totally absurd" und "terrifying":


Danach in der U-Bahn habe ich drei von der SNL-Crew getroffen (kenne die nicht, habe sie nur herauskommen sehen vor Tina Fey) und auf Palin angesprochen. Sie muss wohl wenig glücklich mit der Bahndlung durch SNL gewesen sein. Aber welche reale Person ist schon lustiger als jede Karikatur (ich meine, abgesehen von Gerhard Schröder in der Elefantenrunde nach seiner Abwahl)? Nachdem Palin auf Fey zugestürmt war, mit viel heysupiendlichsehenwirunsmaltotalllustigichbindiesarahwiegehts, muss Fey wohl nur kühl geantwortet haben: "Good." Das war alles. Auch für heute.